Philosophy

„Lost Space“ - Räumlichkeit in Renate Krammers neuen Zeichnungen
Günther Holler Schuster
Es mag eigenartig klingen, wenn eine Künstlerin, die nahezu ausschließlich mit horizontalen Linien in der Fläche arbeitet, damit die Thematik des Raumes ansprechen will. Bleistift und Papier, Zweidimensionalität, Reduktion auf das absolut Notwendige, so tritt uns die Kunst von Renate Krammer auf den ersten Blick entgegen.
„Nulla dies sine linia – Kein Tag ohne Linie.“1 Paul Klee.
Silvie Aigner
Diesen Satz aus der Historia Naturalis des römischen Gelehrten Plinius, in der dieser eine Episode zwischen Apelles und Protogenes beschreibt, notierte Paul Klee 1938 in seinen Œuvrekatalog unter eine Zeichnung mit der Werknummer 365. Er könnte die künstlerische Praxis von Renate Krammer nicht besser beschreiben. Seit 20 Jahren ist die Linie formale wie inhaltliche Basis ihres Œuvres, Grundidee und primum movens einer unendlichen Vielzahl von kompositorischen Variationen.
Die Linien der Renate Krammer
Günther Holler Schuster
Einer der vielen Nullpunkte auf dem Weg zur vollständigen Abstraktion und zum gleichzeitigen direkten Arbeiten mit der Realität erreichte Richard Long in den 1960er-Jahren als er die eigene Bewegung in der Landschaft thematisierte. Unter dem Schlagwort „Land Art“
PERPETUIEREN DER LINIE
WENZEL MRAčEK
Ein Initialerlebnis? Etwa zehn Jahre ist es nun her, dass die Malerin Renate Krammer an einem Workshop, geleitet von Paul Rotterdam, teil nahm. Dort wurde die Aufgabe gestellt, „Zeichnen Sie ein abstraktes Innenleben‟.
LINIEN - LINES
Die Künstlerin widmet sich der Linie als Grundelement der Gestaltung in verschiedenen Techniken: Radierungen, Grafitzeichnungen, Acrylbildobjekte, Fotografien …
VON FLÄCHE ZU LINIE ZU PUNKT …
ERWIN FIALA
Müsste man das Graphische, d. h. das nur Lineare oder nur Punktuelle, die auf Linie und Punkt reduzierte Formgebung, nicht stärker und eindeutiger vom so genannten Malerischen trennen und unterscheiden, um dem Wesentlichen von Punkt und Linie näher zu kommen, um dem Arkanum dieses Minimalismus gerecht werden zu können?
KEIN TAG SEI OHNE LINIE
WENZEL MRAčEK
In seiner Naturalis historia erzählt Plinius d. Ä. die Anekdote eines Wettstreits zwischen den Malern Apelles und Protogenes, von dem zwar nicht sehr wahrscheinlich ist, dass er sich so zugetragen hat, die Erzählung immerhin wurde als Sinnbild für die Kunstfertigkeit der Protagonisten tradiert respektive verweist sie auf einen mythischen Ursprung von Grafik und Malerei.
POESIE DER LINIE
RENATE KRAMMER
Für mich ist die Beschäftigung mit der Linie – als elementares Mittel der künstlerischen Gestaltung – eine Herausforderung, da gerade mit der Reduktion auf die Linie in ihrem reinen ursprünglichen Zustand nicht Einschränkung sondern unbegrenzte Formen- und Ausdrucksmöglichkeiten entstehen.